Große Heilige sind wie Magnete, die die Menschen anziehen. Ein solcher Magnet war die hl. Angela Merici. Angela (1474-1540) lebte in einer Zeit der Unsicherheit und des Umbruchs. Die souveräne Art, wie sie mit all den drängenden Fragen fertig wurde, ihre neue Konzeption der Spiritualität und Erziehung kann auch für uns Leitbild sein. Reformation, Renaissance und moralischer Niedergang - in Brescia tobte damals die Syphilis - bildeten den Hintergrund ihres Lebens. Angela besaß die Gabe der Unterscheidung der Geister, der Auslegung der heiligen Schrift, aber auch die Gabe des Rates und deshalb suchten viele Menschen, selbst große Männer der Kirche und der mächtigste Mann Norditaliens, Fürst Sforza von Mailand, ihren Rat und ihre Freundschaft. Angela besaß auch eine tiefe Sicht der Unversehrtheit des Leibes um Christi willen und ihr Ideal war die hl. Ursula aus Köln. Unter dem Einfluss zweier Visionen gründete Angela einen Frauenorden, die nach der hl. Ursula benannten Ursulinen, die sich der Ausbildung und Erziehung der weiblichen Jugend widmen und die heute über die ganze Erde verbreitet sind. Maria Petra Desaing, der wir die vorliegende, quellengetreue Lebensbeschreibung verdanken, ist selbst Ursuline und versteht es meisterhaft, uns einen lebendigen Kontakt zu einer Heiligen zu verschaffen, die gerade uns Heutigen viel zu sagen hat.