Der Marienpilgerweg: 1000 km von Tschenstochau nach Mariazell

Pilgerwege zu beschreiten erfreut sich, wahrscheinlich aus gutem Grund, einer zunehmenden Beliebtheit. Woher die nötige Motivationkommt, nicht nur am ersten, sondern jeden Tag aufs Neue, aufzubrechen und seinen Weg zu finden, das bleibt fast immer im Verborgenen. Es mag vielleicht doch so etwas wie eine religiöse Ahnung oder Sehnsucht geben, die dem Pilger die Schritte lenkt.

Dass beim Gehen viele Schnittstellen berührt werden, nicht nur jene zwischen Ländern, Kulturkreisen und Sprachen, sondern auch solche zwischen Mensch und Mensch, wird bald offensichtlich. Es wird aber auch die Tatsache bewusst, dass das Gehen wie auch das Leben ein häufiger Wechsel ist zwischen einer physischen, realistischen Ebene und einer metaphorischen, seelischen.

Diese zwei Seinsbereiche sind übereinander angeordnet und durchdringen sich immer wieder.

So mag es nicht wundern, dass auf dieser 1000 Kilometer langen Wanderung viele Gedanken und Überlegungen zur Orientierung und Wegfindung aufgeboten wurden und gleichzeitig in diese Pragmatik viele Elemente aus Biographie, Psychologie, Literatur und Religion eingeflossen sind. Es mag weiters auch nicht wundern, dass die Mühe, Kargheit und Ängstlichkeit der ersten Schritte sich im Laufe von sechs Wochen in Dichte, Fülle und Freude verwandelt haben.