Neben der Gelehrtenmedizin der gebildeten Ärzte und Apotheker hat jedes Volk, jede Ethnie, eine funktionierende Heilkunde, angepasst an die vor Ort gegebenen ökologischen Bedingungen – an die vor der Hütte wachsenden Heilpflanzen, das örtliche Klima. Dieses alte Heilwissen wurde meist von den Frauen gepflegt und weitergegeben, da sie sich traditionell um Kranke, Kinder und Alte kümmerten. Zu dem überlieferten Erfahrungs- und Heilpflanzenwissen gehören auch schamanisches Heilen, Ausflüge zum Geist der Pflanzen, Auseinandersetzung mit den »Würmern« und anderen Krankheitsgeistern sowie Überhitzungstherapien (Schwitzhütte). Die ersten Bauern haben mit der Anwendung von Ackerunkräutern wie Kamille oder Wegmalve als Heilmittel und der Herstellung von Kräuterheilbieren und Kräuterbroten zur alten europäischen Heilkunde beigetragen. All dies schildert Kulturanthropologe und Ethnobotaniker Wolf-Dieter Storl in gewohnt fundierter, tiefgründiger, umfassender und unterhaltsamer Art.
Wolf-Dieter Storl Kulturanthropologe und Ethnobotaniker. Lehrte als Dozent an verschiedenen Universitäten und hat zahlreiche Bücher publiziert, die zu Longsellern wurden. Er lebt mit seiner Familie auf einem Einödhof im Allgäu.